Wie entstand der Auferstehungsglaube?

Diese Frage beantwortete der für Theologie verantwortliche Redakteur Eduard Kopp in der neuesten Ausgabe von „chrismon – Das evangelische Magazin“ (03.2016, Seite 26f). Von diesem Blatt, das jedes Jahr mit 4 Millionen Euro von der Evangelischen Kirche in Deutschland subventioniert und vielen großen Zeitungen beigelegt wird, darf man die Beantwortung dieser Frage wohl erwarten. Ich erhielt es als Beilage der FAZ und las im Untertitel: „Am Anfang des Christentums steht kein grandioses Schauspiel um ein leeres Grab, aber sehr wohl eine aufrüttelnde Erfahrung.“ Neugierig las ich weiter und fand die Information: „Die Auferstehung ist die entscheidende Erfahrung der frühen Kirche. Sie ist eine dramatische Wende, die die völlige Ernüchterung der Jünger nach dem Tod Jesu umkehrt in ein neues Aufbruchsgefühl.“

Auferstehungsberichte

Da ist man gespannt zu erfahren, was die dramatische Wende bewirkte. Der Autor stellt die Frage und gibt seine Antwort: „Aber was gibt den Ausschlag dafür? Alle Osterberichte beschreiben nicht die Auferstehung selbst, sondern das, was anschließend in den Menschen vor sich geht.“ Wie bitte? Alle Berichte sagen, dass der auferstandene Jesus den Jüngerinnen und Jüngern begegnete. Sie zweifelten. Er bewies sich ihnen handfest. Paulus schließlich, der die Botschafter des auferstandenen Jesus zuerst entschlossen bekämpfte, weil er sie für Betrüger und gefährliche Verführer hielt, begegnete vor Damaskus dem Auferstandenen und schrieb in einem Brief an die Korinther, dass „Christus gestorben ist für unsere Sünden nach der Schrift; und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas (das ist Petrus), danach von den Zwölfen. Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben, einige aber sind entschlafen. Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.“ (1.Korinther 15,3-8)

Die Wende kam nicht zuerst durch das, was in den Menschen vor sich ging, sondern außerhalb von ihnen. Der auferstandene Jesus begegnete ihnen und setzte sich gegen ihre Zweifel durch. Er begegnete verschiedenen Menschen zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten. Das Grab war leer. Das war ein zusätzliches Indiz. Aber entscheidend für die Entstehung des Osterglaubens war die Begegnung mit dem auferstandenen Jesus. So sagt es jedenfalls das Neue Testament eindeutig.

Historisch-kritische Bibelauslegung

Ich habe in den Auseinandersetzungen der letzten Monate behauptet, dass die historisch-kritische Bibelauslegung der Grundschaden der evangelischen Kirchen sei. Das haben viele für unangemessene Polemik gehalten. Der chrismon-Artikel beweist leider deutlicher, als mir lieb war, wie aktuell diese ideologisch bestimmte Bibelkritik auch heute ist. Wer historisch sorgfältig die Bibeltexte liest, muss feststellen, dass sie eine unumkehrbare Begründungsfolge von Ostergeschehen – also Handeln Gottes mit Jesus – und dem Osterglauben der Jünger und ihrer Verkündigung des auferstandenen Jesus Christus bezeugen.

Da nach dem naturalistischen Weltbild Gott gar nicht handelt, sondern nur der Glaube der Menschen, dass Gott handele, und seine Auswirkungen im historischen Sinne tatsächlich seien, unterstellt man den Zeugen, dass sie ihre innere Betroffenheit – wodurch die auch immer ausgelöst worden sei – in mythologische Erzählungen kleideten.

Das leere Grab

Dass die Jünger den Auferstandenen „gesehen“ hätten, kann deshalb in „chrismon“ nur in Anführungszeichen geschrieben werden. Da lesen wir: „Ob das Grab leer war oder nicht, ist zweitrangig. Dass Jesus als Lebendiger erfahren wurde, ist entscheidend. Die Auferstehung ist kein historisch beschreibbares Ereignis, schrieb der Tübinger Theologe Hans Küng. ‚Zu fotografieren und registrieren gab es nichts.‘“

Genau dieser Mischmasch aus erbaulichem Jargon und Leugnung der Taten Gottes, wie sie die Bibel bezeugt, ist der Krebsschaden der evangelischen Kirchen. Nichts Neues. Aber wer behauptet, diese Art uralter Bultmannscher Bibelkritik sei längst überwunden, muss sich heute nicht nur durch „chrismon“ eines anderen belehren lassen.

Ich grüße Sie mit dem Ostergruß der Christenheit:

Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.“

Ulrich Parzany