Zum aktuellen Corona-Konflikt

Ein persönliches Wort von Ulrich Parzany

Wir erleben gegenwärtig eine Spaltung nicht nur der Gesellschaft, sondern auch der christlichen Gemeinden durch unterschiedliche Bewertungen des Virus SARS-CoV-2, der COVID-19-Krankheit und der diesbezüglichen staatlichen Maßnahmen. Nutzen oder Schaden der Impfungen sind strittig. Wegen der Verwendung von Zelllinien abgetriebener Kinder bei der Entwicklung oder Herstellung einiger Impfstoffe melden einige ethische Bedenken an. Andere sind überzeugt, dass die Nutzung dieser Impfstoffe für Christen vertretbar ist. 

Ich stelle fest, dass Christen nach gründlicher Prüfung der Informationen und Argumente sowie biblischer Maßstäbe zu unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Entscheidungen kommen.

Diese Auseinandersetzungen sind belastend, aber wohl unvermeidlich, weil wir alle, unsere Familien und Gemeinden durch die jeweiligen Entscheidungen betroffen sind. Ich meine, wir sollten tolerieren, dass Christen die Pandemie und die diesbezüglichen Maßnahmen unterschiedlich beurteilen. Es ist sehr wichtig, den Zusammenhalt der christlichen Gemeinden zu stärken. Uns verbindet das Bekenntnis zum Dreieinen Gott und die Anerkennung der Bibel als dem alleinigen Maßstab für Glauben, Leben und Lehre.

Bei Anwendung der 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) werden alle, die sich nicht impfen lassen oder nicht von Covid-19 genesen sind, gezwungen, sich auf eigene Kosten immer wieder testen zu lassen, wenn sie an Versammlungen teilnehmen, Krankenhäuser, Altenheime, Restaurants u.a. besuchen wollen. Dass Gottesdienste aktuell ausgenommen sind, ändert nichts daran, dass viele andere Veranstaltungen der Gemeinden und christlichen Organisationen von diesen Einschränkungen betroffen sind. Mitarbeiter in Kirchen und Gemeinden, die sich nicht impfen lassen wollen, werden erheblich in ihrem Dienst behindert.

Auch wir in der Fortsetzungsgruppe (Leitungskreis) des Netzwerks Bibel und Bekenntnis haben unterschiedliche Entscheidungen getroffen. Die einen befürworten die Impfung, andere lehnen sie ab. Ich selber habe mich impfen lassen. Gemeinsam wenden wir uns aber gegen diskriminierende, sanktionierende und einschüchternde Maßnahmen durch gesellschaftliche Gruppen, staatliche und kirchliche Institutionen gegen Menschen, die ihr Recht wahrnehmen und sich nicht impfen lassen.

Ich hoffe und bete, dass die Pandemie und die damit verbundenen Nöte als Weckruf zur Umkehr zu Gott gehört werden, dass Christen sich nicht durch Angst bestimmen lassen, sich gegenseitig im Vertrauen auf Jesus stärken, zusammenhalten und den Menschen mit der Verkündigung des Evangeliums von Jesus Christus und durch Taten der Liebe dienen.

Allen, die diese Zeilen lesen, wünsche ich, dass sie von ganzem Herzen in die Worte des Apostels Paulus einstimmen können: „Ich warte sehnlich und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“ (Philipper 1,20f)

Ulrich Parzany