Quo Vadis Worthaus? Quo Vadis evangelikale Bewegung?
Dr. Markus Till kommentiert 11 Vorträge von Worthaus
„Woran liegt es, dass die Spannungen, Gräben und Risse unter Evangelikalen scheinbar immer größer werden? Leiden wir an schlechter Streitkultur, Enge, Rechthaberei und fehlender „Ambiguitätstoleranz“? Ja, auch das spielt eine Rolle. Aber zugleich bin ich überzeugt: Man kann die wachsenden Spannungen in „Evangelikalien“ nicht verstehen, wenn man nicht die Inhalte und dazu den wachsenden Einfluss von „Worthaus“ und seine Referenten kennt und versteht.“ So schreibt Dr. Markus Till zu Beginn seiner Zusammenfassung und Kommentierung von 11 Worthaus-Vorträgen, die in der Zeitschrift des Martin-Bucer-Seminars „Glauben und Denken heute“ 1/2020 erschien.
In seinem Fazit schreibt er: „Evangelikale Leiter müssen sich deshalb bewusst sein, dass sie sich einen unlösbaren Konflikt mitten in ihre Gemeinschaften und Organisationen holen, wenn sie dieser Theologie Raum geben in ihren Ausbildungsstätten, ihren Medien und ihren Gemeinschaften. Die Frage, wie man mit Worthaus und ähnlichen theologischen Einflüssen zukünftig umgehen möchte, sollte deshalb unbedingt offen besprochen werden, wenn man nicht unvorbereitet in harte und schmerzhafte Spaltungen hineinschliddern möchte. Der Theologe Thomas Schirrmacher schrieb jüngst in einem bemerkenswerten Text „Theologischer Streit muss sein!“: „Es ist keine Lösung, theologische Differenzen einfach unter den frommen Teppich zu kehren, um eines lieben Scheinfriedens willen. Verdrängte Differenzen führen am Ende nur in umso tiefere Konflikte und Gräben.“ Dabei sollte meines Erachtens klar sein: Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung! In meiner evangelischen Kirche hat sich nie eine Kirchenleitung bewusst für die heutige theologische Ausrichtung ihrer Ausbildungsstätten entschieden, obwohl genau dort ja über die zukünftige Ausrichtung der Kirche entschieden wird. Man hat die Entwicklung laufen lassen. Das Ergebnis ist, dass diese Art von Theologie unsere Ausbildungsstätten im Sturm genommen und alles Konservative weitgehend und unumkehrbar verdrängt hat. Ich halte es für naiv, zu glauben, dass das an freien Ausbildungsstätten nicht genauso kommen könnte – wenn es in Teilen nicht schon längst in vollem Gange ist.“