Gemeinschaftsbund in der Evangelisch-methodistischen Kirche gegründet

Pastor Steffen Klug berichtet nachstehend über die Gründung eines „Gemeinschaftsbundes“ innerhalb der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland (EmK). Ende Februar 2019 hatte die Generalversammlung der methodistischen Weltkirche in St. Louis (USA) entschieden, dass es beim „Nein“ zur gleichgeschlechtlichen Ehe bleibt. Die Kirchenleitung in Deutschland hatte dieses Votum als „nicht akzeptabel“ bezeichnet. Jesus.de berichtete damals: „In einem Appell an die Gemeinden wirbt die Kirchenleitung um Einheit. Man wolle eine Kirche werden, ‚in der sowohl homosexuell empfindende Menschen ordiniert und bei einer Eheschließung gesegnet werden können als auch traditionell eingestellte Menschen ihre Vorstellungen und Lebensweisen bewahren können. In diesem Ziel sind wir uns als Kirchenvorstand einig.‘ Man tue dies in dem Bewusstsein, dass das Bemühen um Einheit allen ‚viel abverlangen‘ werde. Die Kirchenleitung will deshalb einen Runden Tisch einrichten, zu dem ‚Menschen verschiedener Gruppierungen und Richtungen‘ eingeladen werden sollen.“ https://www.jesus.de/methodisten-in-deutschland-lehnen-votum-der-weltkirche-zur-homosexualitaet-ab/

Mitglieder traten aus Protest gegen die Haltung der deutschen Kirchenleitung aus der EmK aus. Andere starteten die Initiative „Verwurzelt in Christus – konservativ glauben in der EmK“ https://verwurzeltinchristus.de/. Nun ist der Gemeinschaftsbund in der EmK gegründet worden, der für die Treue zum Wort Gottes, der Bibel, eintritt. Wir wünschen der Neugründung Gottes Segen. Hoffentlich werden sich ihr viele Gemeinden anschließen. Bei „Gemeinschaftsbund“ denken wir Pietisten in den Landeskirchen natürlich sofort an die Gemeinschaftsverbände, die seit dem 19. Jahrhundert in den evangelischen Landeskirchen gebildet wurden und mit denen wir ganz ähnliche Hoffnungen verbinden, wie sie mit dem Gemeinschaftsbund in der EmK verbunden werden. Es macht natürlich nachdenklich, dass eine solche Gründung auch in einer Freikirche nötig wird.                                                                                

Ulrich Parzany


Hier der Bericht Pastor Steffen Klug:

Im März 2019 hat der Kirchenvorstand der Evangelisch-methodistischen Kirche in Deutschland (EmK) beschlossen, einen Weg zu suchen, um ihre Verfassung, Lehre und Ordnung (VLO) zu öffnen. Ziel war es, dass auch nicht heterosexuell eingestellte Menschen ordiniert und zu einer Ehe getraut werden können.

Das hat bei vielen Mitgliedern und Freunden der Kirche einen Gewissensschmerz verursacht, weil sie sich nun von ihrem Verständnis der Bibel her von ihrer Kirche nicht mehr vertreten fühlten. Etliche sind ausgetreten; viele haben das Thema zur Seite gelegt – und einige haben sich dafür eingesetzt, dass auch die bewährten Ordnungen in der Kirche weiter gelten können.

Von Bischof Harald Rückert wurde daraufhin ein „Runder Tisch“ eingerichtet, der sich sehr intensiv mit diesen Fragen befasst hat und Menschen ganz verschiedener Glaubensfarben vereinte (HIER https://gemeinschaftsbund.de/2021/01/10/runder-tisch/  sind interessante Details dazu zu lesen). Ergebnis: Die Ordnung der Kirche wird, wie beschrieben geöffnet. Und: Es wird ein „Gemeinschaftsbund“ gegründet, der ein gesichertes „Gefäß“ für Menschen darstellt, die trotz ihrer bewahrenden Ansichten in den Gemeinden und der Kirche bleiben möchten.

Dieser Gemeinschaftsbund konnte nun, trotz Pandemie am 12.2.2020 gegründet werden. Elf Christinnen und Christen, die sich beim „Runden Tisch“ und darüber hinaus für die Existenz dieses Bundes eingesetzt haben, wurden dann am 13.2. zum Vorstand gewählt, der seine Arbeit zunächst bis 2022 tun soll. Geleitet wird dieser Vorstand durch Superintendent Stefan Kraft, Essen (Sprecher); Pastor Steffen Klug, Braunfels (Vernetzung und Orga); Pastor Andreas Kraft, Hamburg (Geistliches Leben).

Es war ein bewegendes Gründungswochenende. Der Gebetsabend Am Freitag machte uns allen deutlich, wie sehr wir in aller Schwachheit auf einen starken Gott bauen können. Die Gründungsversammlung tags darauf begann mit einem Wort von Stefan Kraft, indem er diesen Tag als „traurigen Tag“ bezeichnete – dass es überhaupt nötig ist, so einen Bund zu gründen. Aber es gibt auch den Grund zur Freude und Hoffnung, dass wir das gemeinsame Experiment wagen, trotz fundamentaler Unterschiede in unserer Bibelbetrachtung als Gemeinden und Kirche zusammen bleiben können. Dieses Modell, dass sowohl Gemeinden als auch Einzelpersonen Mitglied eines solchen Bundes neben ihrer Kirchenmitgliedschaft werden können, hat Bischof Harald Rückert in seinem Grußwort auch als internationales Zeichen und vielleicht Modell für andere Länder gewürdigt. Wenn es allen Beteiligten gelingt, „Brückenbauer“ zu sein (Stefan Kraft zu einer der Aufgaben des Gemeinschaftsbundes), dann kann Gottes Segen durch errungene Einheit trotz ehrlich gelebter Unterschiede im Glauben fließen.

Für viele war es ein bewegendes Wochenende, auch für die gastgebende Gemeinde Braunfels. Die Gemeinde Braunfels hätte gerne die Gründung mit den Anwesenden gefeiert, aber wegen Corona gab es dann „Nüsse to go“ statt festlichem Buffett für die präsenten Mitglieder (die 30 Zoomer und inzwischen 466 Livestreamer konnten leider noch keine Verpflegung durch WLAN bekommen). Und an Nüssen wird es noch reichlich welche zu knacken geben! Nun aber haben wir erst einmal dankbar zurück geschaut auf die Hülsen, die bereits aufgeschlossen wurden; dankbar auch dafür, dass das Haus Höhenblick mit einem hohen Maß an Umsicht desinfiziert, verabstandet und hygienelike die Versorgung auf sich genommen hat. Das Haus wurde nach vielen Wochen und vsl. vor vielen Wochen des Leerstands für die Gründung „hochgefahren“ und der Leiter, Pastor Jens Bärenfeld, hat das in einer Aura von Freude und Zuversicht getan, die alle angesteckt hat – und die auch für die weitere Gestaltung des Gemeinschaftsbundes gebraucht wird.

Nun sind Gemeinden eingeladen, zu beraten, ob sie insgesamt dem Bund beitreten wollen – und alle Glieder und Freunde unserer Gemeinden gefragt, ob sie mit ihrer persönlichen Mitgliedschaft den Bund stärken wollen.

Viele weitere Informationen und Reaktionen finden sich auf https://gemeinschaftsbund.de/