Ohne Grund in Schieflage?! Kirche und Gemeinden im Umbruch
– über dieses Thema sprach Ulrich Parzany beim Bayrischen Christustag in Lichtenfels am 3. Oktober 2024. Die Christustage in Bayern werden veranstaltet vom Arbeitskreis Bekennender Christen in Bayern (ABC), der auch dem Netzwerk Bibel und Bekenntnis angehört. Der Vortrag verbindet das Thema mit der Auslegung des Bibeltextes 1. Korinther 3,1-17.
Hier ist der Vortrag zu sehen und zu hören:
Hier das Manuskript, dass diesem Vortrag zugrunde liegt:
Ohne Grund in Schieflage?! Kirche und Gemeinde im Umbruch
1.Korinther 3,1-17
Was ist ein Umbruch?
Beim Schreiben von Texten auf dem Computer bezeichnet der Umbruch die Fortsetzung des Textes in einer neuen Zeile oder in einem neuen Absatz. Also Fortsetzung mit kleinem Neuanfang.
Im allgemeinen Leben, in der Geschichte, in Gesellschaft und Politik bezeichnet man mit Umbruch eine große Veränderung in kurzer Zeit. Kann man von der evangelischen Kirche sagen, dass sie im Umbruch sei, also große Veränderungen in kurzer Zeit erlebt? Oder von Freikirchen? Oder von Ihrer Gemeinde? Die meisten Veränderungen geschehen doch langsam und oft schleichend, oder?
Allerdings im Verständnis von Ehe und Homosexualität kann man tatsächlich von einem Umbruch sprechen. 1996 hat die EKD in ihrer Orientierungshilfe zum Thema Homosexualität unter dem Titel „Mit Spannungen leben“ noch geschrieben: „Es gibt keine biblischen Aussagen, die Homosexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen – im Gegenteil. Für das Zusammenleben von Menschen unter dem Aspekt der Sexualität und Generativität sind aus Sicht des christlichen Glaubens Ehe und Familie die sozialen Leitbilder.“
Gut 21 Jahre später begrüßte der Rat der EKD die Erweiterung des Eheverständnisse auch auf gleichgeschlechtliche Paare. Er tat das zwei Tage, bevor der Bundestag im Juni 2017 beschloss: „Die Ehe wird von zwei Personen verschiedenen oder gleichen Geschlechtes geschlossen.“ (BGB §1353) Der Bundestag beschloss zugleich: „Die Rechte der Kirchen und Religionsgemeinschaften bleiben von dieser gesetzlichen Neuregelung unberührt.“
Trotzdem haben sich die Evangelischen Kirchen schnellstens der staatlichen Vorgabe angepasst. In allen 20 evangelischen Landeskirchen sind inzwischen Segnungen und Trauungen gleichgeschlechtlicher Paare eingeführt. Einige Landeskirchen haben das Recht von Pfarrern, aus Gewissengründen die Trauung zu verweigern, schon abgeschafft. Andere werden folgen. Der bayrischen Landessynode liegen gerade entsprechende Anträge vor, gegen die ABC Bayern Unterschriften sammelt und Einspruch erhebt.
Das darf man einen Umbruch nennen, nachdem durch 2000 Jahre die Kirche weltweit einig war, dass Ehe die lebenslange Verbindung von einem Mann und einer Frau ist. Der größte Teil der weltweiten Christenheit ist auch heute dieser Überzeugung. Trotzdem haben die Kirchenleitungen und ihre Synoden der Evangelischen Kirchen in Deutschland diese radikale Änderung in kürzester Zeit vollzogen.
Im Übrigen ist die Schieflage der Kirche nicht durch einen schnellen Umbruch in kurzer Zeit, sondern durch ein langsames Abbröckeln der Grundlage seit etwa 250 Jahren bestimmt. Die Bibel ist nicht mehr Wort Gottes, sondern sie enthält bestenfalls Gottes Wort. Menschen maßen sich an zu entscheiden, was in der Bibel Gottes Wort und was Menschenwort ist.
Dabei wird auch heute immer wieder betont, dass Jesus Christus selbstverständlich die Mitte der Schrift sei.
Aber die Frage „Wer ist Jesus?“ wird nicht klar beantwortet. Je nach Ausleger werden alle oder die meisten oder viele Aussagen über Jesus im Neuen Testament als nachträgliche Gemeindebildungen bewertet. Es gibt in den evangelischen Kirchen keine Einigkeit in der Beantwortung der Frage „Wer ist Jesus?“.
Diese Schieflage ist im Laufe von 250 Jahren entstanden. Sie hat in den letzten 25 Jahren zu dem Umbruch im Eheverständnis geführt.
Wenn Jesus, wie er in der Heiligen Schrift bezeugt wird, das Fundament der Kirche wäre, dann könnten wir ganz einfach auf seine Worte in Matthäus 19,4-6 verweisen:
„Er aber antwortete und sprach: Habt ihr nicht gelesen, dass der Schöpfer sie am Anfang schuf als Mann und Frau und sprach 1. Mose 2,24: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein«? So sind sie nun nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!“
Die Bibelkritik bezweifelt, dass Jesus diese Worte wirklich gesagt hat. Sie seien nur Glaubensmeinung früher Christen, die ihre Meinung Jesus nachträglich in den Mund gelegt hätten. Damit werden die Worte ihrer maßgebenden Autorität beraubt.
Können wir mehr tun, als dieses Elend zu beklagen? Ja. Wir bekennen uns zur Glaubwürdigkeit und Autorität der Bibel als dem Worte Gottes und leben entsprechend.
Wenn wir Jesus nachfolgen, werden wir tun, was ER uns aufgetragen hat (Mat 8,18-20): „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Als die Apostel das taten, haben sie schnell erfahren, dass es dabei Schwierigkeiten gab. Nehmen wir das Beispiel von Korinth. 1.Kor 3,1-17 lesen wir:
1Und ich, Brüder und Schwestern, konnte nicht zu euch reden wie zu geistlichen Menschen, sondern wie zu fleischlichen, wie zu unmündigen Kindern in Christus. 2Milch habe ich euch zu trinken gegeben und nicht feste Speise; denn ihr konntet sie noch nicht vertragen. Auch jetzt könnt ihr’s noch nicht, 3denn ihr seid noch fleischlich. Denn wenn Eifersucht und Zank unter euch sind, seid ihr da nicht fleischlich und lebt nach Menschenweise? 4Denn wenn der eine sagt: Ich gehöre zu Paulus, der andere aber: Ich zu Apollos –, ist das nicht nach Menschenweise geredet?
5Was ist nun Apollos? Was ist Paulus? Diener sind sie, durch die ihr gläubig geworden seid, und das, wie es der Herr einem jeden gegeben hat: 6Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. 7So ist nun weder der etwas, der pflanzt, noch der begießt, sondern Gott, der das Gedeihen gibt. 8Der aber pflanzt und der begießt, sind einer wie der andere. Jeder aber wird seinen Lohn empfangen nach seiner Arbeit.
9Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
12Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
16Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.
Was sagt uns dieser Text für heute?
In Korinth ging es um den Neubau einer Gemeinde. Paulus was der Pioniermissionar. Später waren auch Petrus und Apollos in der Gemeinde. Und schon gab es Spaltungen, obwohl die Drei sich total einig waren. Die Unterschiede lagen in Temperament und Redestil und waren so gering, dass sie im Korintherbrief nicht einmal erkennbar beschrieben werden. Alle waren einig, dass das Alte Testament Gottes Wort ist, dass Jesus der Messias Israel durch seinen stellvertretenden Sühnetod am Kreuz der einzige Retter ist und dass Gott ihn durch die Auferweckung am dritten Tag bestätigt hat, dass er nun zur Rechten Gottes als Herr aller Herren regiert und wiederkommen wird, um die Lebenden und die Toten zu richten.
Heute fangen wir allerdings nicht mit der Neugründung von Gemeinden an. Kirchen und Gemeinden gibt es seit Jahrhunderten. Wir leben in Formen, die im Laufe der Geschichte entstanden sind.
Was lernen wir für unsere Situation?
- Wenn wir in Zeiten schwerwiegender Veränderungen weiter Gemeinde bauen wollen, müssen wir zuerst auf das Fundament achten.
Gemeinde kann nur dort gebaut werden, wo Jesus Christus das Fundament ist. Und zwar der Jesus Christus, den uns die Bibel bezeugt. Nicht ein Jesus frei nach unseren Wünschen und Vorstellungen. Nicht ein Jesus-Bild, aus dem vieles wegradiert ist, was in der Bibel von ihm geschrieben steht, und alles hineinprojiziert wird, was viele sich heute vorstellen und wünschen: Ein Jesus, der inklusiv unterwegs ist, zu allem Ja sagt, was wir gut finden, der nicht von den Geboten Gottes und schon gar nicht vom Gericht Gottes und von ewiger Verdammnis redet, der niemand ausschließt. Der also nicht gesagt haben kann: „Niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ Der also nicht gesagt haben kann: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Mat 7,13f)
Da wir uns aber unter Pfarrern in den evangelischen Kirchen über Jesus Christus nicht einig sind, aber den Laden trotzdem zusammenhalten sollen und wollen, suchen wir einen anderen gemeinsamen Nenner. Was könnte das sein? Seid nett zueinander! Stellt keine Fragen, die zu Spaltungen führen! Vertretet keine Positionen, die unsere wärmende Gemeinschaft in Frage stellen!
Manche suchen den gemeinsamen Nenner in der Diakonie nach dem Motto: Lehre trennt, Praxis vereint. Diakonie ist zweifelsohne eine wichtige Aufgabe der christlichen Gemeinde. Aber wir erleben heute, dass sie zu Streit und Spaltungen führt, weil es meist auch um politische Fragen geht: Gibt es eine Recht auf Abtreibung? Gibt es ein Recht auf Hilfe zur Selbsttötung? Da die kirchliche Diakonie zum großen Teil mit staatlichen Steuergeldern betrieben wird, hat der Staat Einfluss. Wes Brot ich ess‘, des Lied ich sing. Wer staatliche Gelder braucht, wird sich in Genderfragen nicht gegen staatliche Vorgaben stellen. Das fängt mit Stellenausschreibungen an (m/w/d). Es gilt per Gesetz: „Ich bin, was ich fühle.“ Ich habe kein kritisches Wort aus evangelischen Kirchen und Diakonie zum Selbstbestimmungsgesetz gehört. Das überlassen wir der Alt-Feministin Alice Schwarzer und den Saunabesitzern.
Es bleibt dabei: Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, Jesus Christus. Die Jesus-Vergessenheit und Jesus-Verdrängung ist eine tödliche Seuche in unserer Kirche. Also erstens: Wenn wir in Zeiten schwerwiegender Veränderungen weiter Gemeinde bauen wollen, müssen wir zuerst auf das Fundament achten.
Aus diesem Text lernen lernen wir weiter:
- Es gibt einen Unterschied zwischen dem Haus Gottes und dem Baugerüst, von dem aus das Haus Gottes gebaut wird.
Kirche ist im Neuen Testament immer die Versammlung der Jesus-Nachfolger. Sie ist das „Haus der lebendigen Steine“ (1.Petr 2,5), der Tempel Gottes. „Wisst ihr das nicht?“ fragt Paulus die Korinther. „Wissen wir das?“ frage ich uns.
Kirche ist nicht zuerst ein Gebäude. Kirche ist nicht zuerst eine Organisation. Wir brauchen Gebäude, in denen wir uns versammeln. Wir müssen unser Zusammenleben organisieren. Aber die Gebäude und die Organisationsformen sind nicht das Haus Gottes, sondern Baugerüste, von denen aus wir das Haus der lebendigen Steine bauen. Der Unterschied ist wichtig.
Im Augenblick beschäftigen wir uns vor allem mit den Baugerüsten. Die Erhaltung von Gebäuden ist teuer. Riesige Kosten für wenige Nutzer. Nicht einmal 4 Prozent der Mitglieder der Evangelischen Kirchen gehen in einen Gottesdienst.
Tausende hauptamtliche, gut bezahlte Mitarbeiter mit Pensionsansprüchen können auf die Dauer nicht mehr bezahlt werden, wenn Mitgliederzahlen und Kirchensteuern schrumpfen. Also müssen die Baugerüste verkleinert werden. Wo ich hinschaue, streiten Kirchenvorstände und Synoden bis zur Erschöpfung um Streichung von Stellen und Zusammenlegungen von Pfarrbezirken und Gemeinden.
Viele von uns sind hauptberuflich oder ehrenamtlich in Gemeinden engagiert. Fragen Sie sich bitte, wieviel Zeit verwenden Sie mit Beratungen darüber, dass suchende Menschen zum Glauben an Jesus Christus finden und Jesus-Nachfolger im Glauben und Dienst gefördert werden! Gibt es Glaubenskurse und Bibelwochen in Ihrer Gemeinde? Gibt es Bibellesegruppen und Hausbesuche in Ihrer Gemeinde?
Wenn es um Wahlen zu Kirchengemendevorständen geht, was sind die Auswahlmaßstäbe? Gibt es überhaupt welche? Muss man froh sei, wenn überhaupt jemand bereit ist? Darf man Kandidaten frage, ob sie an Jesus glauben? Oder ist das unanständig und nicht zumutbar? Diese Personen sollen doch mitwirken, dass auf dem Fundament Jesus die Gemeinde gebaut wird. Wie sollen sie das tun, wenn sie ihr Leben selber nicht auf Jesus gründen und sich nicht dazu bekennen?
Paulus mahnt sehr ernst, ja, er droht. Wenn jemand auf dem Baugerüst schlechte Arbeit beim Bau des Hauses Gottes leistet, wird das im Gericht Gottes bewertet und bestraft. Das ist der Maßstab für ehrenamtliche und hauptamtliche Mitarbeiter in der Kirche.
Gilt dieser Maßstab für Landeskirchen, landeskirchliche Gemeinschaften und Freikirchen? Oder ist das so weit weg von der kirchlichen Realität heute, dass dieser Bibeltext heute keine Beachtung mehr findet? Wir wären töricht, wenn wir nicht mehr auf Gottes Wort hören würden.
Es gibt einen Grund, der uns nicht resignieren lässt:
- „Der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.“ (1.Kor 3,17)
Gottes Liebe zu seinem Haus ist unbesiegbar. Er sind nicht die Gebäude und die Organisationen. Es sind seine geliebten Kinder. Die Jesus-Nachfolger mögen viele Fehler haben und oft versagen. Aber wo zwei oder drei in seinem Namen zusammen sind, Ist Jesus dabei. Er wohnt in der Gemeinschaft seiner Leute.
Paulus spricht den Christen in Korinth zu: „Ihr seid der heilige Tempel Gottes.“
Dabei wissen wir nichts von einem Kirchengebäude in Korinth. Versammelten sie sich noch immer in dem Haus des Titius Justus, das neben der Synagoge lag? (Apg 18,7) Und mit der Organisation der Gemeinde haperte es auch. Es gab Eitelkeit, Empfindlichkeiten und Rivalität.
Aber auch für uns gilt: Die Gemeinschaft der Jesus-Bekenner ist Gottes Haus. Er betrachtet sie als sein kostbares Eigentum. Das heißt heilig. Ihr wichtigstes Kennzeichen ist also, dass sie ausschließlich Gott gehört.
Wie passt diese Beschreibung zu dem Mitgliedschaftsverständnis einer Kirchengemeinde einer evangelischen Landeskirche? Zu ihr gehören alle, die getauft wurden – die meisten schon als Kinder – und darum in der Mitgliederliste stehen. Weniger als 4 Prozent der Mitglieder nehmen an einem Gottesdienst teil. 96 Prozent halten das für unnötig. Wer angesichts dieser Zahlen behauptet, dass alle getauften Mitglieder der evangelischen Kirche wirklich Glieder am Leib Christi, lebendige Steine im Haus Gottes sind, den möchte ich an das Wort Jesu erinnern: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet; wer nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ (Mk 16,16)
Da besonders in lutherischen Kirchen eine Kindertaufwiedergeburtslehre gelehrt wird, für die ich in der Bibel keine Begründung finde, sei an das Wort Martin Luthers erinnert: „Wenn der Glaube nicht zur Taufe kommt, ist die Taufe nichts nütze.“ Das dieser Satz nicht völlig in Vergessenheit geriet, verdanken wir der Synode der EKD von 1999 in Leipzig. Die beschloss zum Thema Mission und Evangelisation eine Kundgebung mit dem Titel „Das Evangelium unter die Leute bringen“. Dort hieß es: „Eine Kirche, die Kinder tauft, ist dazu verpflichtet, zum persönlichen Glauben hinzuführen. ‚Wenn der Glaube nicht zur Taufe kommt, ist die Taufe nichts nütze‘ (Martin Luther).“[1]
Vielleicht hilft ja das 25. Jubiläum dieses Zitates dazu, es neu zu beachten.
Weil das Haus der lebendigen Steine der heilige Tempel Gottes ist, darum gibt für uns nach wie vor die doppelte wichtige Aufgabe, die der auferstandene Herr Jesus seinen Jüngern gegeben hat:
Erstens: „Machet zu Jüngern alle Völker und taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes!“ Das heißt: Weitersagen des Evangeliums an alle Menschen, Ruf zur Bekehrung in die Nachfolge Jesu, eintauchen in die Wirklichkeit des dreieinigen Gottes. Wir nennen das Evangelisation in vielen verschiedenen Formen, aber immer mit dem einen Inhalt: Jesus verkünden und in seine Nachfolge einladen.
Zweitens: „Und lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe!“ So geschah es in der ersten Gemeinde: Sie blieben beständig in der Apostellehre, im Brotbrechen und im Gebet. So geschah es in Korinth. So muss es heute bei uns geschehen: Tägliches Bibellesen, regelmäßige Gottesdienste und Hausbibelkreise, persönliche Unterweisung und Seelsorge.
Dieser doppelte Auftrag beschreibt die auf das Fundament Jesus Christus bezogene Bautätigkeit am Haus Gottes. Von dieser Bauarbeit dürfen uns durch die immer wieder auch nötigen Reparaturarbeiten am Baugerüst nicht abhalten. Heute stehen wir in der Gefahr, dass die Bauarbeiten am Baugerüst die Bauarbeiten am Haus Gottes behindern oder sogar verhindern.
Darum ist es nötig, auf die Drohung des Apostels Paulus zu hören: Weh dem, der die Gemeinde der Jesus-Nachfolger vernachlässigt und beschädigt! Der bekommt es mit Gott, dem Richter, zu tun. „Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.“
Immer und überall, wo zwei oder drei im Namen Jesu zusammen sind und seinen Willen tun, können sie mit Zuversicht am Bau Gottes arbeiten. Es gilt die Ermutigung des Apostels Paulus (1.Kor 15,58): „Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, seid fest und unerschütterlich und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“
Ulrich Parzany
[1] https://www.ekd.de/evangelium4_2001.html Zugriff am 30.09.2024