„Ein aus unserer Sicht ungeheuerlicher Vorgang.“

Die Sankt-Martini-Gemeinde Bremen protestiert scharf gegen die vorläufige Dienstenthebung ihres Pastors Olaf Latzel

Wir dokumentieren hier die heutige Stellungnahme von Dr. Jürgen Fischer, dem Vorsitzenden des Vorstandes der Sankt-Martini-Gemeinde Bremen, und erklären ausdrücklich, dass die Gemeinde unsere volle Unterstützung hat.

Ulrich Parzany, Vorsitzender des Netzwerks Bibel und Bekenntnis

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Liebe St.-Martini-Gemeinde,

in seiner Sitzung am 10. Dezember hat der Kirchenausschuss der BEK den Beschluss gefasst, Pastor Latzel mit sofortiger Wirkung vorläufig des Dienstes zu entheben. Als Begründung wurde u. a. angeführt, dass er mit seinen Aussagen zum biblischen Verständnis gelebter Homosexualität der Kirche Schaden zugefügt hätte.

Eine Anhörung des Pastors zu diesem Beschluss fand am Mittwoch, 16. Dezember statt. Zu diesem Termin wurde Pastor Latzel eine Vereinbarung vorgelegt, mit der er seine Zustimmung zur sofortigen Dienstenthebung geben sollte. Die Vertreter des Kirchenausschusses, die an der Sitzung teilnahmen, Frau Bosse, Herr Dr. Kuschnerus und Herr Dr. Noltenius, stellten unseren Pastor vor die Wahl, die Vereinbarung zu unterschreiben und damit des Dienstes enthoben zu sein oder die vorläufige Enthebung aus dem Dienst seitens des Kirchenausschusses entgegenzunehmen.

Bei beiden Möglichkeiten wäre eine Weiterführung des Dienstes ausgeschlossen gewesen, weder Predigten, Bibelstunden, Konfirmandenunterricht oder Seelsorge. Vor diese nicht wirklich existierende Wahl gestellt, entschied sich Pastor Latzel dazu, nun nicht auch noch sein schriftliches Einverständnis zur vorläufigen Dienstenthebung zu geben. Daraufhin wurde die gegen ihn erlassene vorläufige Dienstenthebung in Kraft gesetzt. Das bedeutet nun, dass Pastor Latzel durch die Landeskirche seines Dienstes vorläufig enthoben ist. Ein aus unserer Sicht, ungeheuerlicher Vorgang.

Durch die vorläufige Dienstenthebung sind Pastor Latzel alle Dienste an oder für seine Gemeinde St. Martini verboten. Er darf weder in oder außerhalb von St. Martini predigen, keine Verkündigung im Internet halten, keine auswärtigen Evangelisationen durchführen. Es ist ihm zudem untersagt, alte und kranke Glieder seiner Gemeinde zu besuchen und ihnen beizustehen; er darf den Konfirmandenunterricht nicht mehr fortführen, keine Sterbenden begleiten, keine Beerdigungen vornehmen, keine Hintergrunddienste in der Verwaltung erledigen und vieles andere, was er normalerweise als Hirte unserer Gemeinde tut. Dieses gilt auch, wenn es von den Betroffenen ausdrücklich gewünscht wird.

Es bleibt jedoch jedem Gemeindeglied unbenommen, beim Kirchenausschuss eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen.

Die Vertreter des Kirchenausschusses waren nicht bereit, dem Pastor auch nur eines dieser Arbeitsfelder noch zu belassen, obwohl das Dienstrecht diese Möglichkeit ausdrücklich vorsieht. Daher fehlt uns jedes Verständnis für diese gegenüber unseren Gemeindegliedern unbarmherzige und rücksichtslose Haltung des Kirchenausschusses. Wir sehen darin einen gezielten Angriff auf unsere Gemeinde und unseren Pastor, einen Angriff, der nichts anderes bezweckt, als St. Martini zu zerstören.

Wir protestieren auf das Schärfste gegen diese ergangene vorläufige Dienstenthebung gegen unseren Pastor. Wir werden morgen den Widerspruch der Gemeinde gegen diese Maßnahmen einreichen.

Wir haben uns als Vorstand – auf den ausdrücklichen Wunsch unseres Pastors – in den letzten Wochen und Monaten mit öffentlichen Äußerungen extrem zurückgehalten, obwohl es zahlreiche Anlässe gab, bei denen der Vorstand auf das Schärfste hätte protestieren wollen. Hier sei nur auf die Äußerungen der Präsidentin des Kirchenausschusses, Frau Bosse, in ihrer Videobotschaft zu Pfingsten oder auf ihre Ausführungen zur Abkehr vom traditionellen biblischen Familienbild von Vater, Mutter, Kind in ihrem Grußwort anlässlich eines „Eröffnungsgottesdienstes“ zum diesjährigen Christopher Street Day im August in Bremen verwiesen.

Des Weiteren haben wir schweigend ertragen, dass sich der Schriftführer der BEK, Herr Pastor Dr. Kuschnerus, in seiner öffentlichen Botschaft zum Reformationstag 2020 grundsätzlich dagegen aussprach, moralische Normen aus Anordnungen Gottes oder aus der Bibel herzuleiten. Dies sei ein Gebots-Fundamentalismus, so seine Worte. Vielmehr seien Menschen frei, „… selbst zu beurteilen und miteinander auszuhandeln, was im Sinne der Liebe jeweils das Richtige ist“.

Ein aus unserer Sicht unfassbarer Vorgang, der nicht nur den Kern des Christentums in Frage stellt, sondern sich auch direkt gegen unseren gelebten Glauben in St. Martini richtet. Wir sehen uns hierin weder von Herrn Dr. Kuschnerus als Schriftführer noch von Frau Bosse als Präsidentin des Kirchenausschusses öffentlich repräsentiert.

Nun aber fragen wir:

Wer fügt der Kirche Schaden zu: Der, der bibeltreu predigt, oder diejenigen, die sich eindeutig von biblischen Grundlagen distanzieren?

Wie kann es sein, dass ein bibeltreuer Pastor von der Kirche zum Schweigen gebracht wird, die ersten Repräsentanten der Bremischen Evangelischen Kirche jedoch öffentlich Ideologien verbreiten dürfen, die eindeutig gegen die Bibel und gegen alle Bekenntnisse der Reformation gerichtet sind?

Wir fragen den Kirchenausschuss konkret:

Hat die biblisch begründete Ablehnung von gelebter Homosexualität – nicht die Ablehnungen von homosexuell empfindenden Menschen (!) – einen Platz im Glaubensleben der Bremischen Evangelischen Kirche oder nicht?

Bei internen Gesprächen mit den Bauherren der Gemeinde, aber auch mit Vertretern des Arbeitskreises Missionarische Kirche (AMK) in Bremen wird dieses von den Vertretern des Kirchenausschuss immer wieder als selbstverständlich dargestellt. In der Öffentlichkeit ist davon jedoch nichts zu hören, ganz im Gegenteil: Es wird der Eindruck erweckt, als gäbe es für diese Position keinen Platz in den Reihen der Bremischen Evangelischen Kirche.

Eine Position übrigens, die so auch von der überwiegenden Mehrheit aller christlichen Kirchen weltweit uneingeschränkt geteilt wird und die bis vor 30 Jahren auch noch von allen evangelischen Landeskirchen in Deutschland so vertreten wurde.

Leider verweigert der Kirchenausschuss dazu eine klare öffentliche Positionierung. Wir bitten daher auch die Öffentlichkeit und auch die Presse, diese Antworten einzufordern und dadurch endlich Klarheit herzustellen. Man versucht auf dem Rücken unserer Gemeinde biblisch begründete theologische Positionen zu diskreditieren und uns in unserer Glaubens-, Lehr- und Gewissensfreiheit zu beschneiden.

Wir fragen den Kirchenausschuss:

Warum gehen Sie in dieser Härte und Rücksichtslosigkeit gegen uns als Gemeinde vor? Warum?

Wir sehen in diesem Vorgehen einen bewussten Akt der Schädigung unserer Gemeinde. St. Martini gehört nicht nur zu den ältesten Gemeinden in Bremen, sie ist auch die Gemeinde, die federführend bei der Einführung der Reformation in unserer Stadt tätig war. Der Kirchenausschuss scheint sich jedoch bei seinen Entscheidungen stärker von externen Lobbygruppen leiten zu lassen, als den Bedürfnissen einer seiner Gemeinden Rechnung zu tragen.

Es ist unsere feste Überzeugung, dass es bei dieser Dienstenthebung gegen Pastor Latzel nur vordergründig um das noch nicht rechtskräftige Urteil des Amtsgerichtes geht. Hier wird vielmehr versucht, einen unliebsamen Theologen zu bekämpfen, dessen Arbeit zwar zehntausendfachen Zuspruch findet, aber dessen protestantische, biblische Positionen dem Kirchenausschuss nicht in die politische Agenda zu passen scheinen.

Und so nutzt man dann das Disziplinarrecht als Vehikel, um irgendwie gegen den Pastor und die Gemeinde vorgehen zu können.

Wir fragen den Kirchenausschuss weiter:

Warum wurde in dem ganzen Verfahren der letzten Monate gegen unseren Pastor die Gemeinde St. Martini immer außen vorgehalten? Mantraartig wurde immer und immer wiederholt, das Ganze ginge die Gemeinde nichts an.

Wir erklären hiermit unmissverständlich, dass diese Dienstenthebung sehr wohl die Martinigemeinde etwas angeht, zumal ein Teil der Stelle des Pastors ohnehin von der Gemeinde selbst finanziert wird. Wie kann man eine Gemeinde stärker treffen, als ihren Pastor zu entfernen. Zu behaupten, es gehe die Gemeinde nichts an, wenn man diese ihres Hirten beraubt, empfinden wir als einen Akt tiefster Missachtung und Demütigung aller Mitglieder der Martini-Gemeinde, und zwar der Mitglieder hier in Bremen wie auch der vielen tausend Glieder unserer Internetgemeinde.

Liebe Geschwister, in den letzten Tagen haben wir uns als Vorstand eingehend mit der Frage beschäftigt, wie es nun weiter gehen kann. Viele von Ihnen hier vor Ort und auch aus der Internetgemeinde beschäftigt diese Frage natürlich ebenfalls. Zunächst einmal müssen wir sagen, dass wir aktuell noch keine unmittelbare Lösung für die uns begegnenden Schwierigkeiten und Anfechtungen haben.

Wir wissen uns jedoch in all dem Schweren in der Hand unseres lebendigen Gottes, in Jesus Christus. Auch wenn wir den Weg noch nicht sehen, so befehlen wir uns Jesus an und vertrauen auf ihn, dass er uns als seine Gemeinde führen wird. Nicht weil wir es verdient hätten, sondern allein um seiner Gnade willen. Dieses sei vorausgeschickt.

Folgendes wollen wir aber bei aller Vorläufigkeit bekannt geben:

1. Der Vorstand der St.-Martini-Gemeinde wird selbstverständlich gegen die Dienstenthebung seines Pastors Widerspruch beim Kirchenausschuss einlegen und mit allen rechtlichen Mitteln gegen diese Entscheidung vorgehen.

2. Der Vorstand der Gemeinde bittet alle Gemeindeglieder von St. Martini, hier vor Ort, aus der Internetgemeinde und Geschwister aus uns im Glauben verbunden Gemeinden, bei der Bremischen Evangelischen Kirche gegen diese Amtsenthebung unseres Pastors zu protestieren. Dieser Protest darf und muss deutlich, aber in jedem Fall friedlich und in der Sprache nicht verletzend sein. Das ist uns sehr wichtig und ein Grundsatz des Evangeliums. Wir lehnen jede Form von Diffamierung ausdrücklich ab. Wir wollen friedlich protestieren mit E-Mails, Telefonaten und Briefen.

3. Der Vorstand der St.-Martini-Gemeinde hat beschlossen, Anfang Januar, so es dann die Corona-Lage zulässt, einen Sonderkonvent einzuberufen. Dort sollen die nächsten Schritte der Gemeinde, wie z. B. Fragen nach dem Ruhenlassen von Rechten und Pflichten gegenüber der Zentralkörperschaft, erörtert werden. Zudem überlegen wir als Vorstand, ob weitergehende Möglichkeiten einer Trennung aus dem Gemeindeverbund der BEK bestehen. Dieses alles sind komplexe kirchenrechtliche Fragen, denen wir uns aber leider jetzt stellen müssen.

4. Viele treue Martinianer sind, wie auch die Mitglieder des Kirchenvorstandes, bitter enttäuscht und in ihrem Vertrauen zum Kirchenausschuss zutiefst erschüttert. Zahlreiche Geschwister haben daher ihren Austritt aus der Landeskirche angekündigt und diesen zum Teil leider auch schon vollzogen. Man will natürlich in St. Martini bleiben, aber will den der Gemeinde feindlich gesonnenen Kirchenapparat nicht weiter unterstützen.

Der Vorstand der St.-Martini-Gemeinde ruft alle Gemeindeglieder ausdrücklich dazu auf, die Landeskirche jetzt nicht zu verlassen und nicht aus der Kirche auszutreten, sondern als Mitglieder der Kirche den Kampf für die Wahrheit aufzunehmen. Das ist jetzt unsere Aufgabe. Wir als bibeltreue Christen dürfen uns nicht einfach aus der Kirche wegmobben und wegklagen lassen, auch wenn es momentan so scheint, als würden hier in Bremen so ziemlich alle gegen uns stehen.

Aber: Wir haben einen Gott in Jesus Christus, der Wunder tut, und bei dem nichts unmöglich ist. Er kann noch Umkehr und Buße auch in den evangelischen Kirchen unseres Landes – dem Land der Reformation – schenken. Auf diesen Gott vertrauen wir und gehen mit Jesus Christus mutig voran.

5. Der Vorstand der Gemeinde ist der festen Überzeugung, dass es sich bei diesen Geschehnissen um einen geistlichen Kampf handelt, wie es in Epheser 6,10-20 beschrieben wird. Damit wollen wir ausdrücklich nicht einzelne Mitglieder des Kirchenausschusses verurteilen, das steht uns nicht zu, sondern wir wollen auf den Hintergrund dieser ganzen Geschehnisse hinweisen.

Um in solchen Kämpfen zu bestehen, ist es wichtig, dass gebetet wird, wie die Heilige Schrift es lehrt. Darum bitten wir Sie alle, die Sie diese Erklärung jetzt hören oder später lesen: Bitte beten Sie. Beten Sie um Schutz und Leitung für uns als St.-Martini-Gemeinde. Bitte beten Sie um besondere Behütung und Segnung für unseren Pastor. Bitte beten Sie um Weisheit für uns als Vorstand, dass bei all den anstehenden Entscheidungen alles im Sinne Jesu beschieden wird.

Bitte beten Sie auch für den Kirchenausschuss, dass seine Mitglieder erkennen, dass sie ihre Entscheidungen vor Gott, dem HERRN, verantworten müssen und dass die Mitglieder des Kirchenausschusses durch Jesus mit Erkenntnis der Wahrheit gesegnet werden.

Und bitte beten Sie, dass Pastor Latzel möglichst bald wieder als Verkündiger des Evangeliums auf der Kanzel steht.

6. Wir wollen aber an dieser Stelle auch danken für alle Gebetsunterstützung, Briefe und E-Mails aus dem In- und Ausland, die uns in den letzten Monaten erreicht und getragen haben.

Danke. Danke Euch Geschwistern im Herrn, dass Ihr uns in dieser schweren Zeit zur Seite steht und uns mittragt. Danke. Der Herr segne Euch dafür.

Liebe Geschwister, wir stehen in einem schweren Sturm, der uns vieles abverlangt. Aber wir wissen uns getragen von dem, dem Wind und Meer gehorsam sind: Jesus Christus. Ihm allein alle Ehre!

Bremen, 20. Dezember 2020

Dr. Jürgen Fischer, Bauherr

für den Vorstand der Evangelischen St.-Martini-Gemeinde