Hilfeschrei einer Presbyterin
Maile Arnest ist Presbyterin (ehrenamtliches Mitglied der Gemeindeleitung) in der Kirchengemeinde Sargenroth-Mengerschied im Kirchenkreis Simmern-Trarbach (Evangelische Kirche im Rheinland). Sie schrieb den hier veröffentlichten Artikel ursprünglich für die Pfarrer in ihrem Kirchenkreis. Sie gehört zu einem Gebetskreis.
Die Mitglieder dieses Gebetskreises empfahlen, den Text weiter bekanntzumachen. Das tun wir hier, weil es um den Hilfeschrei einer engagierten Christin geht, der sehr viel über die Lage der evangelischen Kirche aussagt. Übrigens: Ganz in der Nähe dieser Kirchengemeinde liegt der Ort Dickenschied, in dem Paul Schneider, der „Prediger von Buchenwald“, Pfarrer war. Diesen mutigen Zeugen des Herrn Jesus Christus haben die Nazis am 18. Juli 1939 im Konzentrationslager Buchenwald ermordet. Was das das Zeugnis dieses Märtyrers uns für die heutige Lage der evangelischen Kirche zu sagen hat, mögen die Leser bedenken und selbst entscheiden. Mich hat in dem Artikel von Maile Arnest die Erinnerung der Pfarrer an ihr Ordinationsgelübde besonders bewegt. Ulrich Parzany
Ich schreibe als besorgtes Mitglied der Kirche.
Unsere Pfarrer nehmen ihre Arbeit ernst und sind immer für mich da, wenn ich Fragen oder Anliegen habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie viele Stunden investieren, um sich mit dem Problem des Mitgliederrückgangs und der damit verbundenen Verwaltung zu befassen. Das möchte ich mit diesem Artikel ansprechen.
Seit 2008 bin ich Presbyterin in der evangelischen Landeskirche und habe mich immer wieder gefragt, warum wir so viel Zeit in das Thema Fusionen investieren, anstatt Wege zu finden, den Schwund zu stoppen. Mir kommt es vor, als würde die Kirche davon ausgehen, dass die Mitgliederzahl kontinuierlich und unweigerlich schrumpfen wird. Ich verstehe nicht, warum wir nicht mehr Zeit darauf verwenden, Mitglieder zu gewinnen. Dann wären die Fusionen, Verkauf von Kirchengebäuden und andere Notmaßnahmen nicht nötig. Wir müssen Menschen, die kirchenfern sind, mit der Guten Botschaft erreichen. Das ist die Grundaufgabe der Kirche („geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Mt. 28,18-20).
Der Ratsvorsitzende der EKD, Heinrich Bedford-Strohm sagte in seinem Bericht vor der EKD-Synode in Dresden 2019: „Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen sollte die evangelische Kirche selbstkritisch sein und sich fragen: Wo stehen wir dem Evangelium selbst im Weg?“ Er äußerte sich zu einer von der EKD in Auftrag gegebenen Studie, wonach sich die Mitgliederzahl der evangelischen Kirche bis 2060 auf 10,5 Millionen halbieren wird. „Nicht die Menschen müssen sich an unsere gewachsenen Strukturen anpassen, sondern wir müssen unsere Strukturen so verändern, dass sie bestmöglich den Menschen dienen.“ „Außerdem ist es notwendig, die nächste Generation ausreichend zu beteiligen. Die Kirche müsse sich konsequent danach ausrichten, dass Menschen das Evangelium hören und daraus Kraft und Orientierung gewinnen können. Die Basis dafür sei eine geistliche Erneuerung der Kirchenleitung sowie aller Mitglieder der Kirche.“
Superintendent Hermes forderte bei der Kreissynode 2019 „Wir müssen alles daransetzen, dass Kirchen nicht nur Orte für kulturelle Highlights oder Museen dörflicher Tradition sind.“
Inzwischen ist es allen klar, dass etwas unternommen werden muss, um Menschen für die Kirche zu gewinnen. Aber anstatt das zu tun, was Jesus uns befohlen hat, nämlich das Evangelium zu predigen, wird auf allerlei andere Weise versucht, die Kirche attraktiver zu machen. Ich möchte dafür plädieren, dass wir als Kirche zu unserer Kernaufgabe zurückkehren.
Nach wie vor gilt die Barmer Theologische Erklärung, in der folgende Aussagen stehen:
„Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.
Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“
„Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne die Kirche in menschlicher Selbstherrlichkeit das Wort und Werk des Herrn in den Dienst irgendwelcher eigenmächtig gewählter Wünsche, Zwecke und Pläne stellen.“
Es gibt genug Gruppen, die sich um politische und ökologische Themen kümmern. Welche Gruppe aber soll die gute Nachricht von Jesus Christus zu den Menschen bringen? Anstatt uns nach unserem Herrn zu richten, gehorchen wir anderen Ideologien und schreiben die Bibel als nicht zeitgemäß ab. Das Predigen des Evangeliums wird unterlassen, der Glaube, dass der Heilige Schrift von Gott inspiriert ist verliert an Akzeptanz und wir rechnen einfach weiter mit einer stetig schrumpfenden Mitgliederzahl, ohne wahrnehmen zu wollen, dass unsere Anpassung der Grund dafür ist. Unsere Hauptaufgabe rückt in den Hintergrund, und die EKD passt sich dem Zeitgeist an. Wir bewegen uns immer weiter weg von Jesu Auftrag:
Die Synode hat beschlossen, Muslime und Juden nicht zu missionieren, was eigentlich gegen Jesu Auftrag ist: „Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern,“ (Mt. 28,19). Was haben Petrus und Paulus sich gedacht, als sie ausschließlich Juden missionierten?Für mich ist es unverständlich, dass die Synode den Auftrag Jesu mit der Erklärung umgeht, dies sei ein innerkirchlicher Befehl! Wenn die EKD gegen das Missionieren Andersgläubiger ist, erkennt sie deren Religion als im Besitz einer rettungsbringenden Botschaft an. Somit stellt sie sich sowohl gegen Jesu Aussage in Joh 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich“, als auch gegen die Barmer Theologische Erklärung, in der steht: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und müsse die Kirche als Quelle ihrer Verkündigung außer und neben diesem einen Worte Gottes auch noch andere Ereignisse und Mächte, Gestalten und Wahrheiten als Gottes Offenbarung anerkennen.“ Ist die Synode der Meinung, dass man durch den Islam auch Errettung zum ewigen Leben mit Gott erlangen kann? Jesus hätte sich also geirrt?
Beigefügt ist ein Zeitungsartikel über die Oldenburger Kirchengemeinde, die den Gottesdienst sonntagmorgens wegen zu geringer Anteilnahme, aufgibt. Stattdessen sollen dort abends spirituelle Treffen mit externen Gästen angeboten werden und es soll über Politik, Gesellschaft und Kultur debattiert werden. Als Gegenbeispiel wird in dem Artikel von der St.-Martini-Gemeinde in Bremen berichtet, in der jeden Sonntag um die 500 Gottesdienstbesucher anwesend sind. Meine Erklärung ist: Dieser Pfarrer versucht zu vermitteln, wie groß und mächtig Gott ist, was Gottes Wort mit unserem Leben zu tun hat und wie man in Glauben wachsen kann. Er vertritt die Meinung, dass der Untergang jeder Kirche und jeder Gemeinde droht, wenn sie sich von der Autorität der Heiligen Schrift abwendet. Die heutige EKD sieht das offenbar anders. Sie scheint keine Pfarrer zu wünschen, die sich an die Bibel als Gottes inspiriertes Wort halten. Und gerade das verstehe ich angesichts der Ordinationsgelübde der Pfarrer, nicht.
Paulus aber hat diesbezüglich klar gesprochen:
„Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. Daher bezeuge ich dir ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, in der man die gesunde Lehre nicht erträgt, sondern sich nach eigenen Begierden Lehrer sucht, um sich die Ohren zu kitzeln; und man wird von der Wahrheit das Ohr abwenden …“ (2. Tim 3,16-4,4)
Wir leben in einer Zeit, wie Paulus sie beschreibt. Die EKD nimmt die Barmer Theologische Erklärung nicht mehr ernst, in der entschieden wurde: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“
Menschen sehnen sich nach etwas Spirituellem und hoffen es in der Kirche zu finden. Sie suchen Orientierung, Spiritualität, Kraft, und Heilung. Wenn sie dort aber nur nette Worte und Politik hören, ist es nicht verwunderlich, wenn sie sich auf den Weg machen, ihre spirituellen Bedürfnisse woanders zu stillen.
Die heutige Theologie stellt uns einen Gott vor, der nicht in der Lage ist, übernatürlich zu handeln. Manche Pfarrer stellen sogar den Sühnetod Christi in Frage. Andere sind der Meinung, dass Jesus nicht auferstanden ist. Ist das der Fall, dann ist laut Paulus, unser Glaube insgesamt nutzlos: „ … wenn Tote nicht auferweckt werden, ist auch Christus nicht auferweckt worden. Wenn aber Christus nicht auferweckt worden ist, dann ist euer Glaube nutzlos und ihr seid immer noch in euren Sünden; und auch die in Christus Entschlafenen sind dann verloren. Wenn wir allein für dieses Leben unsere Hoffnung auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher dran als alle anderen Menschen.“(1. Kor 15,16-19)
Ich verstehe nicht, was 80 Prozent der Pfarrer uns anbieten wollen. Was bei mir ankommt ist: Die Bibel kann man ignorieren, denn sie ist nicht mehr zeitgemäß. Das Glaubensbekenntnis muss man nicht wörtlich nehmen. Jesus ist nicht von den Toten auferstanden. (Wie kann er dann wiederkommen, „zu richten die Lebenden und die Toten“?) Gott kann keine Wunder tun.
Er ist also machtlos. Ist „Gott“ also nur symbolisch zu verstehen? Dann kann ich eigentlich keine Hilfe von ihm erwarten. … Was ist das für eine „gute Botschaft“? So erlebe ich, dass durch Predigten historisch-kritisch orientierter Theologen der Glaube von Kirchenmitgliedern untergraben wird. Pfarrer, die ja theologisch ausgebildet sind, sind sich dessen häufig nicht bewusst. Gottesdienstteilnehmer aber hören (manchmal mit Erschrecken), dass die Bibel zwar teils schöne Texte enthält, aber auch voller von Menschen erfundenen Erzählungen, Unwahrheiten bzw. Fehler ist. Sie fragen sich: „Welche Teile sind nun wirklich Gottes Wort und welche nicht? Ich kann mich nicht auf die Bibel verlassen. Wenn Jesus doch nicht all die Wunder und Heilungen vollbracht hat, ist Gott kraftlos; wie soll er dann mir helfen können?“ Was aber bleibt da noch vom Glauben übrig?
Die Predigt soll die Gemeinde in ihrem christlichen Leben aufbauen und ermutigen, ihren Glauben stärken. Römer 10,17 hebt hervor: „So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi.“ Von der historisch-kritischen Theologie und anderen Strömungen beeinflusst, weckt die Predigt nicht Glauben, sondern Zweifel und untergräbt den Glauben der Kirchengänger.Was haben sie uns zu geben, außer tröstenden bzw. netten Worte? Menschlich tröstende Worte, so gut sie gemeint sind, können nicht das für einen trauernden Menschen tun, was Gott tun kann. Eben diese Kraft Gottes zu erfahren, dürfen wir den Menschen nicht vorenthalten.
Mir liegen die Kirchenmitglieder am Herzen. Wir müssen doch aufgebaut werden, wie im Epheserbrief 4,11-16 beschrieben: „Und er setzte die einen als Apostel ein, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zuzurüsten, für den Aufbau des Leibes Christi, bis wir alle zur Einheit im Glauben und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen, zum vollkommenen Menschen, zur vollen Größe, die der Fülle Christi entspricht. Wir sollen nicht mehr unmündige Kinder sein, ein Spiel der Wellen, geschaukelt und getrieben von jedem Widerstreit der Lehrmeinungen, im Würfelspiel der Menschen, in Verschlagenheit, die in die Irre führt. Wir aber wollen, von der Liebe geleitet, die Wahrheit bezeugen und in allem auf ihn hinwachsen. Er, Christus, ist das Haupt. Von ihm her wird der ganze Leib zusammengefügt und gefestigt durch jedes Gelenk. Jedes versorgt ihn mit der Kraft, die ihm zugemessen ist. So wächst der Leib und baut sich selbst in Liebe auf.“
Ich persönlich habe durch Menschen, für die die Bibel das Wort Gottes war und durch das Lesen der Bibel, gelernt, dass Gott das Universum gemacht hat und es immer noch zusammenhält. Mein Gott kann Blinde sehend machen, Tote auferwecken, uns leiten, er möchte mit uns reden und eine persönliche Beziehung zu uns haben. Er ist nicht weit weg und er „will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen“ (1. Tim 2,4). Ich stimme unserem Ratsvorsitzenden Bedford-Strohm zu: „Die Kirche müsse sich konsequent danach ausrichten, dass Menschen das Evangelium hören und daraus Kraft und Orientierung gewinnen können.“
Ich glaube mit Paulus, dass alle Schrift vom Geist Gottes eingegeben ist. Wir dürfen die Autorität der Heiligen Schrift nicht infrage stellen. Ich verstehe nicht, dass theologische Hochschulen in so einseitiger Weise vermitteln, was zu glauben ist und was nicht. Natürlich ist das kein neues Phänomen, aber es kommt mir vor, als werden die Kirchenväter, bibeltreue Theologen und gläubige Christen der letzten 2000 Jahre ignoriert. Im Neuen Testament heißt es dazu sehr herausfordernd: „Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“ (1.Kor 1,19-25)
Was sich in Deutschland geändert hat, ist nicht die Heilige Schrift. Es ist nicht die Bedürfnisse der Mitglieder. Es ist die Zahl der Pfarrer, die aufgrund ihrer
theologischen, historisch-kritisch orientierten Ausbildung Vorbehalte gegen den
christlichen Glauben haben. Da schleicht sich dann auch bei den Predigthörern Zweifel ein, denn es wird einiges als unglaubwürdig abgelehnt, was früher fester Bestandteil des christlichen Glaubens war, z.B. die Bibel als Gottes inspiriertes Wort, die Jungfrauengeburt, Wunder Jesu, die Auferstehung Jesu, Buße, die Versöhnung durch den Tod Jesu, u. v. m. 85% der Worte Jesu werden bei den historisch-kritischen Theologen als unecht betrachtet und viele der Geschichten und Berichte in der Bibel als von Menschen erfunden. Entsprechend werden bestimmte Werte und das Missionieren als
„nicht zeitgemäß“ abgelehnt. Der Glaube ist Privatsache, und man sollte ihn am besten für
sich behalten, damit man niemandem auf die Füße tritt. Eine solche Einstellung bedeutet
jedoch, dass im Grunde alles egal ist bzw. letztlich alle Menschen errettet werden. Wenn
man diesen Gedanken zu seinem logischen Ende verfolgt, sind die Aussagen der Bibel
falsch und Jesu Tod am Kreuz eigentlich unnötig. Jesu Aussagen „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6) und „Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer nicht glaubt, ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des einzigen Sohnes Gottes geglaubt hat.“ (Joh 3,18) wirken dann intolerant, denn laut diesen Aussagen sind alle anderen Religionen falsch. Jesu Worte in Johannes 3,36 gefallen uns nicht: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ Kirchenmitglieder sollen jedoch diese Botschaft der Bibel hören und selber entscheiden, ob sie das annehmen oder nicht. Sie sollten auch ermutigt werden, selbst in der Bibel zu lesen, am besten täglich. Die grundlegende Glaubenstatsache für Christen ist, dass Jesus durch seinen Tod am Kreuz unsere Sünde getragen hat und den Tod besiegt hat, indem er auferstanden ist. Wer dies für sich in Anspruch nimmt, wird gerettet und hat das ewige Leben, kommt nicht in das Gericht, sondern ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Ich vermute, die meisten Kirchenmitglieder glauben, in den Himmel zu kommen, weil sie getauft worden sind oder weil sie versuchen gute Menschen zu sein und auf Gottes Barmherzigkeit hoffen. Viele Kirchenmitglieder sind der Meinung, man kann keine Heilsgewissheit haben. All dies zeigt die Notwendigkeit der Verkündigung und der Lehre, wie es im Ordinationsgelübde vorgeschrieben wird.
Es ist noch nicht so lange her, dass die EKD noch bereit war, das Kerngeschäft der Kirche
wahrzunehmen. 1999 wurde die EKD-Synode in Leipzig von dem ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden, dem rheinischen Präses Manfred Kock mit folgenden Worten eröffnet: „Die ganze Kirche muss sich auf Mission umstellen.“ Das Kirchenparlament beschloss daraufhin ohne Gegenstimme und bei einer Enthaltung: „Die evangelische Kirche setzt das Glaubensthema und den missionarischen Auftrag an die erste Stelle.“
Bereits 1986 hatte der Vorvorgänger Manfred Kocks im Ratsvorsitz, der Berliner Bischof Martin Kruse, vor der EKD-Synode festgehalten: „Wir sind in der EKD gemeinsam vor die elementaren Fragen gestellt, denen sich niemand entziehen kann und darf: Wie wird einer heute Christ? Wie kann einer heute Christ bleiben? Hier wird das Zentrum unserer Arbeit im Rat der EKD liegen.“ Diese Fragen müsste jedes Mitglied der Gemeinde beantworten können. Was ist aus diesen Überzeugungen und Beschlüssen geworden?
Unsere Pfarrer haben im Ordinationsgelübde folgendes bejaht:
„du wirst gesandt, das Evangelium öffentlich zu verkündigen…“ „Die Heilige Schrift ist dir als Quelle und Richtschnur deiner Verkündigung gegeben. “ „Vor Gott, deinem Herrn, wirst du Rechenschaft zu geben haben über deinen Dienst.„ „Lieber Bruder / Liebe Schwester, bist du bereit, dich in den Dienst der öffentlichen Verkündigung berufen zu lassen, das Evangelium von Jesus Christus zu predigen, wie es in der Heiligen Schift gegeben und in den Bekenntnissen unserer Kirche bezeugt ist … so spricht es vor Gott und dieser Gemeinde mit deinem Ja.“
Diese Worte aus dem Brief an Timotheus ist eine Bitte an unsere Pfarrer: „Ich beschwöre dich bei Gott und bei Christus Jesus, dem kommenden Richter der Lebenden und der Toten, bei seinem Erscheinen und bei seinem Reich: Verkünde das Wort, tritt auf, ob gelegen oder ungelegen, überführe, weise zurecht, ermahne, in aller Geduld und Belehrung! (2.Tim 4,1-2)
„…verrichte dein Werk als Verkünder des Evangeliums, erfülle treu deinen Dienst!“ (Mt. 16,5)
Ich bitte um Rückmeldung:
Warum wird keine klare Heilsbotschaft gepredigt?
Warum hat die EKD diesbezüglich ihre Meinung seit 1999 geändert und glaubt nicht mehr, dass wir dadurch dem Mitgliederschwund begegnen?
Warum müssen Pfarrer sich nicht an ihrer Ordinationsgelübde halten, das Glaubensbekenntnis glauben und sich an den Bekenntnissen der Kirche orientieren?
Maile Arnest, Presbyterin in der Kirchengemeinde Sargenroth-Mengerschied (EKiR)
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die Bild-Zeitung 22.01.2020, ASTRID SIEVERT, Bremen/Oldenburg – Himmel hilf!:
Große Aufregung um Abschaffung des Gottesdienstes
Große Aufregung um die Pläne der Oldenburger Kirchengemeinde, in der Versöhnungskirche den Gottesdienst sonntagmorgens aufzugeben und stattdessen abends spirituelle Treffen mit externen Gästen anzubieten. Wollen die Gläubigen aus der Versöhnungskirche eine religiöse Andacht besuchen, müssen sie per Fahrdienst in ein anderes Gotteshaus.
Jetzt schaltet sich Olaf Latzel (52) ein. Über Besucherschwund kann sich der Geistliche in seiner evangelischen St.-Martini-Gemeinde nicht beklagen. Jeden Sonntag dränge sich ca. 500 Gläubige in die 400 Menschen fassenden Bänke. Latzel zu BILD: „Den traditionellen Gottesdienst am Sonntagmorgen aufzugeben ist das Gleiche, als wenn ein Fußballverein es aufgibt, gegen den Ball zu treten! Wo das Wort Gottes klar verkündet wird, sind die Kirchen voll!“ Wo das nicht der Fall ist, sei es der falsche Weg, den treuen Gemeindemitgliedern noch den traditionellen Gottesdienst am Sonntagmorgen zu nehmen. Latzel: „Es ist ein genereller Prozess, der da um sich greift. Wenn man die Bibel in Frage stellt, das Wort Gottes nicht mehr konsequent verkündet und die Arbeit auf sozialdiakonisches Handeln reduziert, muss man sich nicht wundern, wenn die Gläubigen wegbleiben.“
Genau das passiert aber in Oldenburg. Statt der klassischen Andachts-Liturgie mit Predigt und Segen soll dort künftig über Politik, Gesellschaft und Kultur debattiert werden. Für Latzel geht es aber auch um mehr als die bloße Anzahl der Kirchenbesucher. Gemeindearbeit erfolge zur Ehre Gottes. Er sagt: „Wir müssen nicht den Leuten gefallen, sondern wir tun das für Gott. Ich arbeite für ihn, nicht primär für die Kirche. Ich versuche, Gott zu dienen, wie es in der Bibel steht.“